Hypophysen-Insuffizienz

Das klinische Bild bei einem Mangel bzw. kompletten Ausfall eines oder mehrerer der Hormone der Hirnanhangsdrüse (Hypophysen-Insuffizienz) entspricht den Symptomen beim Ausfall des jeweiligen Endorgans. Wachstumshormon ist im Kindes- und Jugendalter vor allem für das Wachstum zuständig, im späteren Leben spielt es eine Rolle bei der Stoffwechselregulation. Häufig zeigen sich die ersten Störungen der Hypophysenfunktion in der Wachstumshormonachse (Minderwuchs beim Kind, bzw. beim Erwachsenen Stoffwechselstörungen, Veränderungen der Körperkomposition und Verschlechterung der Lebensqualität) und der Sexualhormonachse.

 

Die Hypophysenhormone Luteinisierendes Hormon / LH und Follikelstimulierendes Hormon / FSH sind bei der Frau für die Östrogenausschüttung und die Reifung der Eizellen im Eierstock (Ovar) zuständig, bzw. beim Mann für die Testosteronproduktion und die Reifung der Spermien im Hoden. Ein Mangel an LH und FSH äußert sich im Kindesalter durch Störungen in der Pubertätsentwicklung, bei Erwachsenen in Zyklusstörungen bei der Frau, bzw. Libido- und Potenzverlust beim Mann. Ein fortbestehender Östrogen- bzw. Testosteronmangel kann z.B. zu Osteoporose, Rückgang der Körperbehaarung, Verminderung von Muskelmasse und Antrieb führen.

 

Prolaktin ist in der Stillzeit wichtig für die Milchproduktion. Sein Ausfall hat sonst keine bisher bekannte nachteilige Wirkung.

 

Das Adrenocorticotrope Hormon / ACTH stimuliert die Nebenniere zur Produktion von Cortisol und anderen Hormonen, vor allem bei Belastungssituationen. Störungen der Nebennierenhormonachse sind seltener und treten meist später auf, sie äußern sich als Schwäche, Müdigkeit, Gewichtsverlust, Blässe, Übelkeit und Unterzuckerung.

 

Das Hypophysenhormon Thyreoidea-stimulierendes Hormon / TSH stimuliert die Schilddrüse zur Produktion und Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen. Symptome einer Schädigung der Schilddrüsenhormonachse sind Gewichtszunahme, Müdigkeit, Verstopfung, Kreislaufprobleme und viele verschiedene psychische Auffälligkeiten. Bei Tumoren, die oberhalb der Hypophyse liegen oder nach operativen Eingriffen kann ein Diabetes insipidus als Zeichen einer Insuffizienz des Hypophysenhinterlappens mit einem Mangel oder Ausfall des Antidiuretischen Hormons / ADH auftreten. Kennzeichnend sind dann eine stark erhöhte Urinmenge und entsprechend ein vermehrter Durst.

 

Zusätzlich zu den hormonellen Ausfällen können bei großen Tumoren Symptome wie Kopfschmerzen und Sehstörungen mit Gesichtsfeld-Ausfällen durch die Raumforderung (Druck auf benachbarte Strukturen, z.B. die Sehnerven) auftreten. Die schwerste Verlaufsform einer teilweisen oder kompletten Hypophysenvorderlappen-Insuffizienz stellt das hypophysäre Koma dar mit Stoffwechselentgleisung und Bewusstseinstrübung als Folge der Insuffizienz der Schilddrüsenhormon- und der Nebennierenhormonachse.

 

Die Ausschüttung der einzelnen Hypophysenhormone wird jeweils von einem übergeordneten Zentrum im Gehirn, dem Hypothalamus, gesteuert. Die Ursache einer Hypophysen-Insuffizienz können angeborene oder erworbene Defekte im Hypophysen- oder Hypothalamusbereich sein. Eine der häufigsten Ursachen ist ein gutartiger Tumor der Hypophyse (Hypophysenadenom), andere Ursachen sind z.B. Entzündungen, Einblutungen, Schädel-Hirn-Traumen oder Bestrahlungen.

 

Quelle mit freundlicher Genehmigung: www.endokrinologie.net/hypophyseninsuffizienz.php

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